In einem anderen Artikel schrieb ich kürzlich von einer Variante, wie man sehr günstig und mit einfachen Mitteln eine Schwertscheide bauen kann. Da ich viele Stimmen vernommen habe, die nach passender Gürtung des Ganzen fragten, beschreibe ich hier einmal kurz verschiedene Möglichkeiten.
Für alle Varianten gilt: mach dir bereits Gedanken, wie in etwa du die Schwertscheide mit dem Gurt verbindest, während du die Scheide baust. Bestimmte Aufhängungen lassen sich nur dann sinnvoll angehen, wenn beim Bau der Scheide Voraussetzungen dafür geschaffen wurden.
Darüber hinaus empfehle ich zum einen, sich Schnalle und Gürtelspitze (usw) zuerst auszusuchen und sich den passenden Lederriemen erst danach zu holen. Nichts ist nerviger als hinterher festzustellen, daß man die falsche Riemenbreite hat.
Zum anderen empfehle ich gut darauf zu achen, was man da für einen Gurt kauft. Ich selber nehme ausschließlich Oberleder (narbenseitiges Leder, welches mal die Hautoberfläche war) in Stärke von 3-4mm. Im Handel findet man das meist als Volleder bezeichnet. Das ist das stabilste und haltbarste Leder und hält bei entsprechender Pflege ewig. Wers besonders Haltbar mag nimmt Blankleder.
Man bedenke bitte: ALLE meine eigenen Schwertscheiden mache ich prinzipiell so, daß ich Schwertgurt und Scheide voneinander trennen kann. Der Grund dafür ist einfach: zum Training packe ich meine Schwerter alle zusammen mitsamt Scheide in eine passende Tasche. Die Gurte nerven da drin aber nur und werden unnötig verschlissen. Ergo mach ich die nur dran, wenn ich für eine Veranstaltung das Schwert an der Hüfte tragen will.
1. einfache Schlaufe
Diese Aufhängung ist nichts als ein Riemen der eng um die Scheide anliegt und der in einen normalen Gürtel eingehängt werden kann. Das gibt es aber auch als Variante bei der der Gurt gleich direkt befestigt ist. Die Scheide hängt dabei senkrecht in der Schlaufe nach unten. Für einen Dolch ist diese Aufhängung schon ob der Einfachheit eine Überlegung wert. Ein Schwert trägt sich so aber nicht so angenehm, weil es dann weiter unten öfter mal beim Laufen gegen die Beine schlägt.
Diese Art der Aufhängung benötigt, daß die Scheide einen Wulst oder eine Anschlagkante am Mundblech hat, damit die Scheide nicht einfach in der Schlaufe nach unten durchrutscht. Ein festkleben der Schlaufe an der Scheide wäre vielleicht eine Alternative.
2. hängende Scheide unter "normalem" Gürtel
Zwei Riemchen werden um die Scheide gelegt, die ihrerseit jeweils Schlaufen für einen Gürtel haben, den man dort durchziehen könnte . Anders als in meinem Bild kann man alternativ auch die Riemchen direkt an die Scheide anbringen. Es ist von hoher Wichtigkeit, daß man den Balancepunkt von Scheide mit sowie ohne Schwert darin kennt. der obere Riemen muß nämlich noch über dem Balancepunkt mit Schwertbefestigt werden, der untere unterhalb des Punktes ohne Schwert. Beachtet man das nicht, kann die Scheide vornüber (mit Schwert) oder hintenüber (ohne Schwert) kippen. Eine Eigenheit dieser Variante ist es, daß die Scheide beim Laufen auf der Hüfte "hüpft" und immer leicht dagegen schlägt.
Der Vorteil dieser Art und Weise ist, daß man keinen extra Gürtelriemen kaufen und verarbeiten muß. Man kann einen bereits vorhandenen Gürtel nehmen. Dennoch ist es empfehlenswert, einen extra Gürtel zu nehmen und nicht etwa den normalen Leibgurt, den man sowieso trägt. Dadurch kann man das Schwert samt Gurt nämlich problemlos abnehmen (z.B. wenn man sich wo setzen will).
3. getrennter Gurt mit einfachen Schlaufen
Hier wird der Schwertgurt in zwei Teilstücke unterteilt. Ein kurzes Teil, welches anliegend unterm Scheidenmund angebracht wird (und an welchem man eine Schnalle ansetzen kann). Und ein langes Teil, welches weiter unten an der Schwertscheide (ebenfalls anliegend) befestigt wird und das dann um den Körper herumlaufen und in einer Riemenzunge (für die Schnalle) enden soll. Für diese Art und Weise der Aufhängung ist es zwingend erforderlich, daß die Scheide konisch (also zum Scheidenmund hin breiter werdend) verläuft oder daß Wulste angebracht werden, dort wo die Riemen letztlich liegen sollen. Ich habe auch schon eine Variante gesehen, bei der die Befestigungen relativ nach beieinander waren und der Sturz (der Neigungswinkel) der Schwertscheide mittels eines dritten (verstellbaren) Riemenstücks realisiert wird, der nach hinten zum langen Riemen läuft (Ein Beispiel dafür gibts beim "Traumschmied" Arno Eckhardt).
Der Vorteil dieser (und der folgenden) Variante ist, daß die Scheide relativ fest an der Hüfte anliegt, also nichts "rumklappert".
Wichtig ist bei dieser Variante, daß die Schlaufen eng anliegend genäht werden. Dazu gehört ein bisschen Übung. Es hilft, die Schlaufen ein klein wenig enger zu machen als eigentlich nötig. Wenn man die Schlaufen auf die Scheide schiebt (spätestens wenn man das Schwert trägt) geben Nähte und Leder eh noch ein kleines bisschen nach. Aus diesem Grund kann man ein Vernieten der Schlaufenteile hier auch definitiv vergessen. Das Nähen ist aber nicht schwer, einfach mal nach Sattlernaht bzw Sattlerstich suchen.
4. Riemenhülse mit angesetzten Gurten
Diese Variante ist zu Optimierung der vorhergehenden gedacht. Es gibt hier ein langes, breiten Riemenstück, das an der Scheide eng anliegt (im wird das über die Schnürung realisiert). Die beiden Befestigungspunkte des kurzen und des langen Riemens sind hierbei durch diese Hülse verbunden. Das erschwert das "durchrutschen" sehr deutlich, so daß man nur noch eine sehr geringe Verjüngung der Scheide benötigt. Eine völlig gerade Schwertscheide benötigt aber auch hier zumindest eine kleinere Kante oder Wulst am Scheidenmund.
Ich habe bei dieser Variante außerdem mit D-Ringen experimentiert um einem gewissen Verknicken des kurzen Riemenstücks Raum zu geben und das damit zu vermeiden. Das erhöht Tragekomfort und auch die Lebensdauer des Riemens.
5. fest angebrachte D-Ringe
Hier habe ich die D-Ringe wie im Vorgängermodell verwendet, aber den oberen abermal in anderem Winkel. Dadurch wird der dort beschriebene Effekt noch weiter verbessert. Die Riemen werden hier mittels Schnallen an die D-Ringe angebracht (könnte man auch nähen, wenn man den Gurt nicht - wie ich - abtrennen können möchte). Die D-Ringe sind mittels Lederstücken an die Scheide geklebt.
6. Naumburger Stil
Eine sehr hübsche und auch sehr bekannte Variante ist die, welche die Vorlage von den Stifterfiguren am Naumburger Dom nachbildet. Dabei werden die Riemenstücke geteilt und verflochten. Voraussetzung für diese Art und Weise der Aufhängung ist, daß die Scheide (typischerweise mit Leder) bespannt wird. Obendrein, können Riemen und Bespannung nur begrenzt dick sein, weil sonst das verflechten nicht mehr geht.
Ich selber habe dies (bisher) noch nicht versucht umzusetzen. Deshalb kann ich dafür nur auf die Versuche von anderen verweisen.
z.B. diese Anleitung (so ab der Hälfte des Artikels gehts mit Gurt los)
Weitere Beispiele gibts hier oder hier und noch an vielen vielen weiteren Stellen im Netz. Dies ist so ziemlich die meistzitierte Aufhängung im Netz für ein Schwert.
Wie man sehen kann, ist das eine eher aufwändige Art, sein Schwert aufzuhängen (wie viel einem der großartige Stil wert ist, muß jeder selber wissen).
Zum Abschluß erlaube ich mir mal noch die Bemerkung, daß diese Auflistung in keiner Weise erschöpfend ist. Es sind nur ein paar Beispiele. Ich würde mich über andere Ideen sehr freuen.
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