Hier mal ein paar Worte darüber, wie man meinen Ritter Lothaire de Silvaron recht leicht anspielen kann. Ich hoffe, dass das zu mehr Verknüpfungsmöglichkeiten und letztlich zu tiefer gehendem Spiel führt. Ein kurzer Spoileralarm an diejenigen, die hoch immersives Spiel bevorzugen und daher als Spieler nicht mehr wissen wollen, als ihre Figur weiß: Dieser Artikel ist voll von solchen Dingen. Weiterlesen auf eigene Verantwortung. ;)
Lothaire hat das Schlachtfeld als primäre Domäne. Ich habe schon so einiges an Gefechten geschlagen und einen breiten Erfahrungsschatz diesbezüglich. All diese Erfahrung kann ich sehr gut mit Lothaire unterbringen und ausleben. Entsprechend kann man mich sehr gut auf diese Erfahrung anspielen. Seien es handfeste taktische Ratschläge, praktische Manöver-, Kampf- und Ausrüstungstipps oder einfach erlebte Anekdoten.
Mit meiner Figur Lothaire bediene ich in vieler Weise das Klischee des romantisierten Ritterbildes. Trotz einer Anlehnung an realhistorische Ritter kann man mich eigentlich sehr leicht mit Situationen wie "Dame in Not" (wobei diese beiden Begriffe ganz sicher nicht wörtlich zu nehmen sind: auch eine einfache Bäuerin mit einem höflichen Hilfegesuch könnte durchaus funktionieren) oder eine "ehrenvolle Herausforderung" (wobei hier das ehrenvoll durchaus wörtlich gemeint ist: einen sportlichen Wettkampf fürs Volk werde ich höchstens beobachten nicht partizipieren - oder vielleicht noch nichtmal das, ich will ja niemandem durch meine Anwesenheit die Ungezwungenheit und damit den Spaß nehmen) erreichen und anlocken. Und es gibt noch unendlich mehr Beispiele für ein solches Anspielen von Klischees.
Darüber hinaus nehme ich meine Rolle als "nicht gefestigt im Statusbild" war. Lothaire ist keineswegs unbefleckt in seiner Ehre und seinem sozialen Stand. Er hat das Gefühl, ständig beweisen zu müssen, dass er der Ritterschaft würdig ist. Mitunter führt das zu Überkompensation. Oft ist hier aber sehr intensive Selbstreflektion die Folge. Das geschieht vorrangig in Gesprächen, die ich mit Vertrauten führe.
Hier ist es sicher schwerer für andere, daran teilzuhaben. Aber möglich (zumindest wenn man es weiß) sicher durchaus. Zumindest kann jeder davon ausgehen, dass er mir sehr persönliche und intensive Momente bescheren kann, wenn er mich mit Dilemmas des ritterlichen Kodex (idealerweise so, dass ich auch betroffen bin) oder möglichen Verfehlungen daran meinerseits konfrontiert (muss ja nicht auf angreifende Weise sein: keiner verlangt, dass man so etwas mit dem Hintergedanken der Selbstprofilierung ansprechen muss).
Gerade was das "Protokoll" angeht, kann man mich durchaus als raubeinig ansehen. Lothaire schätzt "Leistungen" und "Fähigkeiten" sehr hoch und mitunter wichtiger als Stand und Status. Wenn ich also den hart arbeitenden einfachen Leuten, die schon länger auf das Essen warten, den Vortritt lasse und mich danach selbst bediene (anstatt mich von meinen Leuten bedienen zu lassen) dann kann man das durchaus bemerken, wenn man denn möchte, und mich darauf dann auch ansprechen.
Im Generellen (also Unabhängig von der Figur Lothaire) mag ich (hauptsächlich optisch) eindrucksvolle Szenerien. Also diese filmreifen Momente, bei denen man sich denkt: Was für ein Anblick, was für eine großartige Situation.
Und ich mag emotional berührende (oder gar belastende) Szenen. Also das berühmte Drama. Ich steh da drauf, wenn meine Figuren derart durch die Mangel gedreht werden. Und auch wenn ich dann vielleicht erstmal fertig bin, spätestens hinterher werden mir solche Momente ewig im Gedächtnis bleiben.
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Entscheidungsfreudigkeit
verfasst 05.07.2012 11:10
in Pen & Paper
Immer wieder sehe ich das: Spieler neigen dazu, Entscheidungen aufzuschieben und nicht ad-hoc anhand der Situation zu treffen.
Ich halte ein solch übervorsichtiges Vorgehen nicht gerade für geeignet um im spielerischen Rahmen zu ergründen, das da so alles auf einen zukommen kann. Rollenspiel bietet doch die einzigartige Möglichkeit, Sichtweisen auszuprobieren, ohne daß man gleich selber in aller Härte von den Auswirkungen betroffen ist.
Klar gibt es Spielleiter, die ihre Protagonisten oft klein halten und/oder in die Pfanne hauen, wo es nur geht. Bei einer sehr gamistischen Spielweise, bei der es die Aufgabe des SLs ist, Herausforderungen zu stellen (und dies auch hart sein darf), mag das in engen Grenzen (nämlich in denen fair angewandter Regeln und sinnvoller Szenarios) noch gerade eben gehen. Aber bei allen anderen Spielstilen ist das einfach nur schlechter Stil seitens des SLs.
Wenn ihr also in einer Runde seid, die NICHT klar das Schema "SL versucht uns mit seinen Monstern zum Äußersten taktieren zu treiben" bedient und ihr eurem SL das nötige Vertauen zugestehen wollt, das fürs Spielen einfach notwendig ist (sonst sucht man sich ne andere Runde!), dann gibts keinen Grund für übervorsichtiges taktieren.
Schmeist doch einfach mal die Bedenken über Bord und geht davon aus, daß ein SL vor allem auch Spaß daran hat, wenn ihr rockt. Geht davon aus, daß ein Spielleiter euch vielleicht fordern will aber ein Vernichten der Gruppe (oder auch nur einzelner Spieler) eigentlich gar nicht in seinem Interesse liegen kann.
Es ist doch viel involvierender, wenn man Entscheidungen mit seiner Figur einfach trifft und dann vorwärts treibt (weil man dann rockt). Auch wenn das bedeutet, daß manche Entscheidung hinterher zeigt, daß sie einen doch irgendwo reinreitet. Das ergibt doch dann Spannung und ein halbwegs tauglicher SL wird euch dann nicht "hängen lassen" und schadenfreudig zusehen wie ihr an der Situation zerbrecht, sondern immer mindestens einen Ausweg bieten, auch wenn der vielleicht erst erspielt werden muß.
Spieler in die Pfanne hauen ist mies. Laßt euch von niemandem etwas anderes einreden (verweist Leute, die das anders sehen gerne an mich, wenn nötig). Rollenspiel ist eine Freizeitaktivität, an der die ganze Gruppe (inkl SL) miteinander Spaß haben will.
P.S. Dieser Text ist zwar in erster Linie an Spieler gerichtet, aber auch Spielleiter sollten mal darüber nachdenken, ob sie zu denen gehören, die unnötig gängeln. Wenn du dich "getroffen" fühlst, ist dir jetzt zumindest bewußt, daß da ein Problem existiert. Vermeide es oder rede mit deinen Spieler, um ihnen klar zu machen warum du ihnen so hart einschenkst. ;)
Ich halte ein solch übervorsichtiges Vorgehen nicht gerade für geeignet um im spielerischen Rahmen zu ergründen, das da so alles auf einen zukommen kann. Rollenspiel bietet doch die einzigartige Möglichkeit, Sichtweisen auszuprobieren, ohne daß man gleich selber in aller Härte von den Auswirkungen betroffen ist.
Klar gibt es Spielleiter, die ihre Protagonisten oft klein halten und/oder in die Pfanne hauen, wo es nur geht. Bei einer sehr gamistischen Spielweise, bei der es die Aufgabe des SLs ist, Herausforderungen zu stellen (und dies auch hart sein darf), mag das in engen Grenzen (nämlich in denen fair angewandter Regeln und sinnvoller Szenarios) noch gerade eben gehen. Aber bei allen anderen Spielstilen ist das einfach nur schlechter Stil seitens des SLs.
Wenn ihr also in einer Runde seid, die NICHT klar das Schema "SL versucht uns mit seinen Monstern zum Äußersten taktieren zu treiben" bedient und ihr eurem SL das nötige Vertauen zugestehen wollt, das fürs Spielen einfach notwendig ist (sonst sucht man sich ne andere Runde!), dann gibts keinen Grund für übervorsichtiges taktieren.
Schmeist doch einfach mal die Bedenken über Bord und geht davon aus, daß ein SL vor allem auch Spaß daran hat, wenn ihr rockt. Geht davon aus, daß ein Spielleiter euch vielleicht fordern will aber ein Vernichten der Gruppe (oder auch nur einzelner Spieler) eigentlich gar nicht in seinem Interesse liegen kann.
Es ist doch viel involvierender, wenn man Entscheidungen mit seiner Figur einfach trifft und dann vorwärts treibt (weil man dann rockt). Auch wenn das bedeutet, daß manche Entscheidung hinterher zeigt, daß sie einen doch irgendwo reinreitet. Das ergibt doch dann Spannung und ein halbwegs tauglicher SL wird euch dann nicht "hängen lassen" und schadenfreudig zusehen wie ihr an der Situation zerbrecht, sondern immer mindestens einen Ausweg bieten, auch wenn der vielleicht erst erspielt werden muß.
Spieler in die Pfanne hauen ist mies. Laßt euch von niemandem etwas anderes einreden (verweist Leute, die das anders sehen gerne an mich, wenn nötig). Rollenspiel ist eine Freizeitaktivität, an der die ganze Gruppe (inkl SL) miteinander Spaß haben will.
P.S. Dieser Text ist zwar in erster Linie an Spieler gerichtet, aber auch Spielleiter sollten mal darüber nachdenken, ob sie zu denen gehören, die unnötig gängeln. Wenn du dich "getroffen" fühlst, ist dir jetzt zumindest bewußt, daß da ein Problem existiert. Vermeide es oder rede mit deinen Spieler, um ihnen klar zu machen warum du ihnen so hart einschenkst. ;)